“Silent Running” beim #ILATweetup

Risszeichner trifft Raumfahrer: André Kuipers, ESA-Astronaut mit PERRY RHODAN-Vergangenheit, brachte ein kosmisches Strahlen zurück zur Erde (Photo courtesy Andreas Schepers, ESA).

Am Freitag, dem 14. September 2012 war ich von Andreas Schepers (ESA) zum #ILATweetup [1] eingeladen worden, hatte die Veranstaltung dankbar unter der Rubrik “Mostly harmless” verbuchen wollen und freute mich vor allem auf das ILA-Programm im Static wie im Flying Display.

Es sollte anders kommen. Mit seinem Kollegen Marco Trovatello (DLR) haben die beiden zusammen mit ihrem Team einen so dicht gepackten Event samt komfortablen Shuttle-Transport von Berlin Hbf zum ILA-Gelände Schönefeld [2] und zurück organisiert, dass ich mich für die wenigen Highlights des Flugprogramms (Eurofighter Typhoon, MiG-29) aus “Room Bravo” regelrecht davonstehlen musste.

Als eigentlich bloß gelegentlicher Hörer von Raumzeit, des gemeinsamen Podcasts von DLR und ESA mit Tim Pritlove [3], war ich dennoch schon bestens ins Themenspektrum eingeführt, um die nachfolgende Kaskade dicht gepackter aktueller Weltraumforschungsvorträge gelassen zu überstehen. Auch wenn die Vorlaufzeiten der einzelnen Missionen der ESA sich manchmal über Jahrzehnte hinziehen, hat die europäische Weltraumorganisation inzwischen eine beeindruckend dicht gepackte Pipeline von hoch interessanten Projekten in allen Bereichen der Weltraumfahrt versammelt.

Höhepunkte sind sicherlich die kommenden Erkundungen der geologisch hochinteressanten Jupiter- und Saturnmonde, die in vielerlei Hinsicht Ähnlichkeiten mit unserer Erdvergangenheit aufweisen (z. B. der JUICE – Jupiter Icy Moons Explorer [4]).

Der #ILATweetup war als Veranstaltung insgesamt eine hochinteressante Mischung aus fachlich hervorragenden Vorträgen und einem Fan-Treffen, was insbesondere an den angekündigten ESA-Astronauten lag, von denen am Ende vier auf der Bühne standen – zuzüglich eines Kurzauftritts des ersten westdeutschen Astronauten Ulf Merbold, der heute als Berater für die ESA tätig ist.

Alle Vorträge wurden per Funk auf Empfängergeräte zu uns Zuhörern mit Kopfhörern auf übertragen, was für die Sprecher die Situation in Room Bravo gänzlich absurd erschienen ließ, weil sie in Zimmerlautstärke quasi in eine komplette Stille des Tagungs-Cubicles hineinsprachen. Allenfalls das leise Tippen der Profi-Twitterer mit Notebooks war zu vernehmen, was an direktem Feedback für die Sprecher auch eher ungewohnt war – Silent Running!

Emotionaler Höhepunkt war eine Stand-up-Comedy-reife Performance von Kris Kapelle (ESA) und ESA-Astronaut Paolo A. Nespoli, der eindrucksvoll demonstrierte, wer im Weltraum als “last man standing” das Sagen hat. Diese Impro-Show abseits des üblichen PowerPoint-Präsentations-Regimes ging dann richtig tief in die teuflischen Details der Dockingmechanik zwischen ISS und dem interessanten, weil mit Druckluftladeraum ausgestatteten ESA-Zubringer ATV (Automated Transfer Vehicle), der prinzipiell schon für eine bemannte Mission brauchbar wäre, aber vor allem noch nicht über ein Rettungssystem für die Astronauten verfügt.

Auch Ulf Merbold erwähnte in seinem kurzen Bühnenstatement die Hoffnung, mit Hilfe eines relativ einfachen Upgrades aus dem ATV ein eigenes europäisches System für die bemannte Raumfahrt heraus entwickeln zu können.

Insgesamt hat mich die lässige Mischung des Formats #SpaceTweetups aus Fachsymposium und Space-Fandom fasziniert, welches die Astronauten umschwärmt, Autogramme und Fotos einfordert und gleichzeitig den Fachthemen hochinformiert zu folgen bereit ist. Und darüberhinaus: Dass der ZERO-G-Airbus A-300 [5] nur im Static Display von uns zu besichtigen war (eindrucksvoll genug), und nicht auch selbst im Parabelflug erfahren werden konnte, schien einige Teilnehmer zu ernüchtern. Aber da könnte sich etwas ändern, wie während der Veranstaltung zu hören war.

Bei allen ESA-Astronauten mit Weltraumerfahrung war übrigens ein Hauch “kosmischen Bewusstseins” zu verspüren  – sie haben dieses überirdische Leuchten in den Augen. In dem Photo oben ist es in den Augen von Andé Kuipers noch ganz frisch. [6] Ich habe ihn angesprochen, weil er einer der wenigen ESA-Astronauten ist, die sich ganz eindeutig zu ihrer Vergangenheit als PERRY RHODAN-Leser bekennen. Herzlichen Dank auch für dieses Photo, aufgenommen vom #ILATweetup-Organisator Andreas Schepers!

[1] SpaceTweetup – News and updates on European SpaceTweetups
[2] ILA – Berlin Air Show
[3] Raumzeit – Der Podcast über Raumfahrt von ESA und DLR – mit Tim Pritlove
[4] JUICE – JUpiter ICy moons Explorer
[5] DLR-Parabelflug – Schwerelos für 22 Sekunden
[6] “Welcome back, André!”

2 Responses to ““Silent Running” beim #ILATweetup”

  1. Live-Blog vom ersten europäischen “SpaceUp” « Skyweek Zwei Punkt Null Says:

    […] sich schon, seit dem ersten europäischen SpaceTweetup vor einem Jahr, den EifelDisches oder einem ILA-Tweetup. Mal gespannt, ob das “Barcamp”-Verfahren auch für Weltraumkonferenzen funktioniert […]

  2. #ILAtweetup | It's rocket science, Baby! Says:

    […] hat Gregor seinen Eindruck aufgeschrieben. Tweet window.fbAsyncInit = function() { FB.init({appId: "122309234476460", […]

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