“Holzklasse ins All?” Chaos Communication Camp 2011: Tag 1
Die nächsten Tage bin ich auf dem Chaos Communication Camp [1] auf dem Gelände des Luftfahrtmuseums Finowfurt [2] – untergekommen im weiträumigen c-base Village. Die Ankunft gestern an Tag 0 war nach Einbruch der Dunkelheit phantastisch, da die CCC-Orga mit ihren Helfern von Art Event eine Fusion-artige Atmosphäre hingezaubert hatten [3] – aber noch ganz still trotz schon gut gefüllter Campingareale. Das vierte CCCamp seit Altlandsberg 1999 knüpft an die Aufbruchstimmung von damals an – diesmal mit dem Aufruf an die internationale Hacker Community, den Weltraum nicht nur metaphorisch zu erobern.
Diese Auftaktveranstaltung samt des versuchten Agenda Setting zur ist semi-glücklich verlaufen. Ich glaube, mit einer ähnlichen auf drei nicht gleichermaßen perfekt frei englischsprachig Vortragende hätte auch JFK vor 50 Jahren Mühe gehabt, das Apollo-Programm zum Abheben zu bringen.
In einer Mischung aus 50-Jahre-Nostalgie und neuer ziviligesellschaftlicher wie privatwirtschaftlicher Initiative tut sich in Sachen Raumfahrt gerade eine Menge. Interessant auch, dass Tim Pritlove mit seiner Podcastreihe Raumzeit [4] für DLR & ESA gerade eine Menge Grundlagen unters Volk bringt – Tim, der maßgeblich die beiden Altlandsberger CCCamps als “Discordian Evangelist” initiiert hat.
Da ich zu der Zeit im c-base Outpost am Mariannenplatz 23 Tims Evangelisierung hautnah miterleben durfte, kenne ich den wie immer bei Tim langwierigen und kritischen Gestaltungsprozess, bis es c-base-Mitbegründer Marten Suhr (damals zur Designergruppe marplon4 gehörig) gelungen war, der inzwischen zur Ikone des Clubs gewordenen Rakete die richtige Knubbeligkeit, das korrekte Farbschema und den idealen Anflugwinkel zu verpassen.
Als begeisterter Zeuge des Prozesses habe ich dann Martens Outline genommen und mir eine quietschfidele Innenausstattung für die dazugehörige Risszeichnung ausgedacht, die dann auch im damaligen Camp Guide Aufnahme gefunden hat. Angelehnt war die 1999er-Campmission als Hommage an Douglas Adams The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy, die Rakete sollte im Auftrag der im Erdorbit kreisenden “turnschuhförmigen” Heart of Gold den Kontakt mit der der irdischen Hackergemeinde aufnehmen.
Um die Hintergrundlegende noch besser zu verdeutlichen, machte Marten Suhr auch noch ein damals Aufsehen erregendes kleines Promovideo The Rendezvous [5] (gefühlt Jahrzehnte vorm heutige üblichen YouTube-Embedding), an den der wiederum von Marten sowie c-base -3D-Artist e-Punk neue 2011er Camp-Trailer nach 12 Jahren Pause stilistisch nahtlos angeknüpft hat:
Für mich war die kleine Spaß-RZ zum Chaos Communication Camp 1999 eine tolle Übung, um bei Risszeichnungen, die ich zu der Zeit schon mit Freehand zu zeichnen begann, mal in Farbe zu versuchen. Es ist erstaunlich, wie schnell dies geht, wenn die grundsätzliche Anlage der Vektorobjekte darauf abgestellt ist.
Das habe ich auch umgekehrt gemerkt: Als Frank Rieger mich vor einiger Zeit gefragt hat, ob ich nicht einmal eine Risszeichnung vom auf der Raumfahrtagentur [6] im Stattbad Wedding stationierten Lasercutter brennen lassen wollte, dauerte die “Retroversion” auf eine Strichzeichnung der CCCRocket keine zwanzig Minuten. Nur bei der Aufbereitung der Vektordaten für den Lasercutter mussten wir dann letzte Woche einen Work-around machen, der zur Folge hatte, dass alle Pfadlinien jetzt doppelt vom Laser in die Holzspanplatte gebrannt wurden.
Damit sieht die gelaserte “Holzklasse”-Version der Rakete jetzt im Vergleich zu ihrer älteren, vektorglatten Schwester richtig geerdet aus.
[1] Offizielle CCCamp2011-Website des CCC
[2] Website des Luftfahrtmuseums Finowfurt
[3] Markus Beckedahl von netzpolitik.org hat hier einige Fotos von Tag 0 auf Flickr gestellt
[4] Raumzeit – Der Podcast über Raumfahrt von ESA und DLR
[5] Im Webarchiv des CCC sind einige Stills des CCCamp-Trailers von 1999 zu sehen.
[6] Die Raumfahrtagentur bei Hackerspaces.org
August 11th, 2011 at 21:07
Die “Holzklasse”-Version ist in der Tat viel interessanter als die geleckte PC-Version …